Der folgende Auszug aus dem Lions-Quest- Programm gibt nähere Auskunft über Ziele und Inhalte.
Quelle: Lions-Quest
Welche Ziele verfolgt Lions-Quest "Erwachsen werden" und wie wird es in der Schule umgesetzt ?
Die Förderung sozialer Kompetenzen junger Menschen in der Schule steht im Mittelpunkt von „Erwachsen werden“. Das Programm will die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, ihr Selbstvertrauen und ihre kommunikative Kompetenz zu stärken, Kontakte und Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, Konflikt- und Risikosituationen in ihrem Alltag zu begegnen und für Probleme, die gerade die Pubertät gehäuft mit sich bringt, konstruktive Lösungen zu finden. Gleichzeitig möchte es ihnen beim Aufbau eines eigenen Wertesystems Orientierung anbieten. Damit ordnet sich das Konzept in den Ansatz der Life-Skills-Erziehung („Lebenskompetenz-Erziehung“) ein, dem von der aktuellen Forschung die größten Erfolgsaussichten bei der Prävention (selbst-) zerstörerischer Verhaltensweisen zugesprochen werden.
„Erwachsen werden“ wurde 1984 in den USA unter dem Titel „Skills for Adolescence“ entwickelt und richtet sich an Schülerinnen und Schüler im Alter von 10 bis etwa 14/15 Jahren. Das Programm wurde bis heute in 14 Sprachen übersetzt und in mehr als 40 Ländern der Erde eingeführt. Seit 1986 wird es auch in europäischen Staaten (z.B. Belgien, Dänemark, Finnland, Italien, Island, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Schweden) mit großem Erfolg angewandt. Seit 1993, dem „Geburtsjahr“ von „Erwachsen werden“ in Deutschland, haben bei uns mehr als 19.000 Lehrerinnen und Lehrer an einem der über 700 Einführungs- und Aufbauseminare (05/2003) teilgenommen.
Nach Erprobung mit einer provisorischen Fassung wurde das Material 1996 in einer ersten vollständigen Ausgabe den gesellschaftlichen Strukturen und den Schulverhältnissen in Deutschland angepasst. Seit August 2000 liegt die zweite, vollständig überarbeitete Ausgabe der Materialsammlung mit Planungshilfen und Kopiervorlagen für den Unterricht vor, in der die Erfahrungen deutscher Schulen aus drei Jahren Arbeit mit dem Programm eingearbeitet wurden. Weil es für „Erwachsen werden“ ein wichtiges Anliegen ist, die am Erziehungsprozess Beteiligten miteinander zu vernetzen, gehören auch das Elternheft „Jahre der Überraschungen“ ( auch in russischer und in türkischer Übersetzung erhältlich ) und Elternbriefe zu den 7 Teilen des Programms zur Unterstützung schulischer Elternarbeit zum Material.
Die Entwicklung der deutschen Ausgabe von „Erwachsen werden“ wird von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann als wissenschaftlichem Berater und einem wissenschaftlichen Beirat begleitet. Die Universitäten Bielefeld, Leipzig und Nürnberg/Erlangen untersuchen zur Zeit die Umsetzung des Programms an deutschen Schulen. Die überaus positiven Ergebnisse der Untersuchung aus Bielefeld liegen seit Mai 2002 vor.
„Erwachsen werden“ knüpft an vielen Lehrerinnen und Lehrern bereits bekannte Erfahrungen und Methoden (Interaktionsspiele, Rollenspiele, Modelllernen...) an und verbindet diese mit Themen, die in der Pubertät im Vordergrund stehen.
Jeder der sieben Teile von „Erwachsen werden“ ist einem besonderen Thema gewidmet.
1. Teil - Ich und meine (neue) Gruppe
Der erste Teil beschäftigt sich mit Fragen der eigenen Person: Wer bin ich? Wer sind die anderen? Wie gehen wir miteinander um? Welche Bedeutung hat die Gruppe und wie beeinflusst sie mich? Diese Themen schaffen die Grundlage für eine vertrauensvolle und konstruktive Lernatmosphäre und damit für die gemeinsame Arbeit mit den weiteren Teilen des Programms. Als Angebot sind Themen eingefügt, die helfen können, die begonnene bzw. bevorstehende Lebensphase der Pubertät besser zu verstehen und zu bewältigen.
2. Teil - Stärkung des Selbstvertrauens
Ein angemessenes realistisches Selbstvertrauen ist für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen von zentraler Bedeutung. Was ist eigentlich Selbstvertrauen? Worauf gründet sich mein Selbstvertrauen? Wie kann ich mein eigenes oder auch das Selbstvertrauen anderer stärken? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Themen des zweiten Teils. Sich der eigenen Fähigkeiten und Stärken bewusst werden, diese auch einzusetzen und dafür Anerkennung zu bekommen, fördert die Ausbildung eines gesunden Selbstvertrauens.
3. Teil - Mit Gefühlen umgehen
„Ich verstehe mich und meine Gefühle besser.“ Die Kinder und Jugendlichen werden in der Fähigkeit gefördert, eigene Gefühle wahr und ernst zu nehmen, sie zu akzeptieren, auszudrücken und als etwas zu begreifen, das ihnen bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit hilft. Ein wichtiges Thema in diesem Teil ist auch der Umgang mit belastenden Situationen.
4. Teil - Die Beziehungen zu meinen Freunden
„Ich tue etwas für meine Freundschaften.“ Wie kann man echte Freundschaften aufbauen, weiterentwickeln, verbessern? Welchen Einfluss hat die Clique? Wie hält man Gruppendruck stand? Wie kann man Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte in einer Freundschaft konstruktiv lösen? Wie geht man mit Enttäuschungen, mit einem Verlust um?
5. Teil - Mein Zuhause
Wo ist mein Zuhause? Die Zusammensetzung der Familien und das Zusammenleben haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert.
Welche Erwartungen und Wünsche haben Kinder und Jugendliche, was empfinden sie als enttäuschend oder konfliktträchtig?
Dieser Teil regt an, die Beziehungen innerhalb des eigenen Zuhauses und in anderen Familien zu reflektieren und Schritte zur Verbesserung der Beziehungen oder zur Lösung von Konflikten zu probieren.
6. Teil - Es gibt Versuchungen: Entscheide dich
„Ich treffe meine Entscheidungen.“ In diesem Teil geht es um das Problem der Verantwortung eigener Entscheidungen u.a. zu den Themen Lebensstil, Umgang mit dem eigenen Körper, berufliche Zukunft. Hier werden auch Informationen über Suchtmittel und Fragen des Suchtverhaltens aufgegriffen: z.B. Wirkung von Tabak, Alkohol, illegalen Drogen, die Rolle der Werbung und der Medien, Vermeidung von Suchtverhalten.
7. Teil - Ich weiß, was ich will
„Ich weiß, was ich will.“ Kinder und Jugendliche haben viele Träume und Hoffnungen, was sie einmal in ihrem Leben erreichen möchten. Doch damit ihre Träume und Hoffnungen Realität werden können, müssen sie sich Ziele setzen und sich auf den Weg machen. Mit Überlegung, Anstrengung, Geduld und Selbstdisziplin lässt sich Vieles erreichen. Der letzte Teil von „Erwachsen werden“ vermittelt Hilfen zu diesem Weg.
Die Teile des Programms bilden ein Angebot für ein vollständiges, fächerübergreifendes Curriculum, das außerdem noch zahlreiche Anlässe bietet, Elternhaus und soziales Umfeld der Kinder und Jugendlichen einzubeziehen.